VISION 20006/2011
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Priester, die singend den Glauben bezeugen

Artikel drucken Die Entstehung der CD „Spiritus Dei“

Du bist ein vielbeschäftigter Priester. Was hat Dich dazu bewegt, doch recht viel Zeit für dieses Projekt, eine CD aufzunehmen, zu investieren?
Andreas Schätzle
: Ich schreibe seit vielen Jahren selber Lieder und bin bei verschiedenen Veranstaltungen, vor allem wenn es um Mission unter Jugendlichen geht, „musikalisch unterwegs“. Schon vor meinem Musikstudium war Musik ein zentraler Teil meines Lebens. Durch die intensive Arbeit als Programmdirektor von Radio Maria Österreich ist das musikalische Schaffen etwas in den Hintergrund getreten. Daher habe ich die Einladung mitzuwirken, als Wink des Heiligen Geistes empfunden.


Wie ist das Projekt entstanden?
Schätzle
: Die Plattenfirma hatte P. Notker Wolf, Abtprimas der Benediktiner, angesprochen und die Mitwirkung an dem CD-Projekt angeboten. Er ist nämlich auch ein Musiker, der E-Gitarre und Querflöte spielt. Weil er selbst keine Zeit hatte, schlug er der Plattenfirma vor, P. Vianney, Chefkantor der Mönchs-Schola in Sankt Ottilien einzuladen. Dieser lud Abt Rhabanus von der Benediktinerabtei Schweiklberg ein. Als man sich nach einem dritten Sänger aus Österreich umschaute, hat P. Karl Wallner aus Heiligenkreuz mich genannt. Am ersten Tag unserer Aufnahmen im Studio in München habe ich meine Mitsänger zum ersten Mal gesehen. Über dieses Zusammensein und miteinander Singen bin ich sehr froh und dankbar. So verschieden wir drei sind, so gut ergänzen wir einander. Es ist eine tolle Erfahrung, gemeinsam in dieses Projekt hineinzuwachsen.


Gab es für diese CD Vorbilder?
Schätzle
: Schon seit ein paar Jahren ist die Gruppe irischer Priester, „The Priests“ bekannt. Auch der Bischof von Gap in Frankreich hat drei seiner Priester zu einer solchen Initiative animiert. Das Titellied auf unserer CD „Spiritus Dei“ beispielsweise haben die Franzosen zuerst gesungen. Wir haben das neu arrangiert, neu verfilmt und mit deutschen Strophen versetzt. Da findet sich auch meine Lieblingsstelle auf der CD: „Hier auf deinen Schwingen, dein Lied will ich singen...“


Was ist die Botschaft der CD?
Schätzle
: Sie verkündet wesentliche Inhalte des christlichen Glaubens, der Hoffnung des Evangeliums. Diese Kernbotschaften kommen über die Sprache der Musik zu den Menschen. „Dieser Weg wird kein leichter sein“ (von Xavier Naidoo) greift die existentielle Erfahrung vieler Menschen auf. Im Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ geht es um die Frage des Leidens. Die Neubearbeitung von Tschaikowskys Schwanensee erzählt die Geschichte des verlorenen Sohnes. Und viele der Songs bezeugen eine starke Freude an Gott – ganz verschiedene Lebenslagen werden also aus der Sicht des christlichen Glaubens gedeutet. Spannend ist die Auswahl der Lieder aus verschiedenen Jahrhunderten, angefangen von der Gregorianik bis heute. Sie haben ein modernes Gewand bekommen, bleiben aber trotz des dezent poppigen Arrangements ein priesterliches Singen. Die Entstehung einer solchen CD ist ein sehr kreativer Vorgang: Da kristallisiert sich erst heraus, wer wann, wie und in welcher Stimmlage singt, wie die einzelnen Stücke am besten arrangiert werden, was dann das Orchester beiträgt, der Chor, die Gitarren… Ich denke, das Ergebnis lässt sich sehen – genauer gesagt: hören.


Inwiefern bist Du selbst durch diese Erfahrung beschenkt worden?
Schätzle
: Sie war für mich persönlich eine gelungene Verbindung von Musik und priesterlichem Wirken. Dass ich dabei so vielen Menschen begegnen darf, ist für meine Mission als Priester ganz wichtig. Eher vordergründig kommt dazu, dass ich eine CD in den Händen habe und weitergeben kann, die mir und – wie ich aus Rückmeldungen weiß – vielen Menschen große Freude macht, auch jungen Leuten. Offensichtlich haben wir da eine Sprache gefunden, die Alt und Jung gut begeistern kann. Sie löst beim Hörer etwas aus…


Wie ist das zu verstehen?
Schätzle
: Ganz einfach: Wenn ich ein schönes Konzert höre oder ein ergreifendes Theaterstück sehe, gehe ich verändert, inspiriert von dort weg. Das Geschehen strahlt aus, auf den, der es gestaltet und auf den, der es empfängt. Ich denke, dass viele, die diese CD hören werden, von dem Gehörten inspiriert sein werden, vielleicht besonders durch diese Verbindung von alt und neu. Was wir auch festgestellt haben: Durch die Begegnungen im Zuge der Arbeit haben die Menschen (der Kameramann, Zuschauer beim Foto-Shooting, der Fotograf…) offensichtlich etwas empfangen, ihre Herzen wurden von der Botschaft, die in den Liedern steckt, berührt. Übrigens sagte einer der Mitarbeiter beim letzten Zusammensein, das wir gemütlich miteinander verbrachten, dies sei einer der schönsten Abende seines Lebens gewesen…

Das Gespräch hat CG geführt.

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