VISION 20005/2016
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Kinder: Probleme, ja – vor allem aber viel Freude

Artikel drucken Es gilt, den Blick für das Positive zu schärfen (John Jalsevac)

Niedrige Geburtenraten werden das Schicksal Europas bleiben, solange nicht die Freude (wieder-) entdeckt wird, die Kinder bereiten. Im Folgenden plädiert ein Vater von fünf Kindern, nicht stets nur über Probleme der Elternschaft zu reden, sondern primär über das schöne Abenteuer, Eltern einer großen Kinderschar zu sein.

Zu Beginn eine Begebenheit: Als wir vor vier Jahren bei Tisch saßen, stellt mein damals dreijähriger ältester Sohn Gedanken an, was er tun würde, sobald er erwachsen ist. Er würde eine Traktorfabrik errichten, so seine Worte, und in dieser Fabrik würde er ein großes Schild anbringen: „Jederzeit – Papa-Zeit!“
Jetzt ist er sieben. Heuer im Sommer fasste er den Beschluss, dass er und ich „wöchentlich“ am Sonntag wandern und Rad fahren würden. Tatsächlich haben wir es nur dreimal geschafft. Aber sag es ihm nur ja nicht – für ihn ist es „wöchentlich“ und so wird es bleiben. Aber Gott möge mich strafen, wenn ich jemals die elektrisierende Freude dieses drahtigen, erhitzten und verschwitzen Buben vergessen sollte, wenn er neben mir auf den kühlen, schattigen Waldwegen marschiert, stolz bis zum „geht nicht mehr“, dass er allein mit seinem Vater ein „richtiges Abenteuer“ erlebt, wie er mehrfach betont. Zwei Dutzend Mal muss er unterwegs plötzlich stehen geblieben sein, um die Bäume und Farnkräuter rund um uns zu bewundern, um auf die Stille zu lauschen und dann auszurufen: „Papa, ist das nicht wunderbar? Einfach wunderbar!“ Das reicht, um das Herz eines Mannes zu brechen.
Ich mag mich irren, aber manchmal scheint es mir, dass zu viel darüber geredet wird, wie schwierig es ist, Eltern zu sein – und viel zu wenig über die reine, unglaubliche, unbeschreibliche, geradezu mystisch abenteuerliche Freude von all dem. Von der Gottesmutter Maria wird berichtet, dass sie „all das in ihrem Herzen bewegt hat“. Das ist eine Schriftstelle, die analog auf die stille Freude von Müttern zutrifft, deren physische Nähe zu ihren Kindern oft mit einer sehr großen Fähigkeit zu fühlen und zu beobachten einhergeht. Aber ich kann Ihnen versichern, dass auch Väter „all das in ihren Herzen bewahren und bewegen“, wenn auch auf ihre Weise.
In den letzten sieben Jahren, seitdem unser Erster geboren ist, gab es so viele „solche Dinge“: In der Früh aufzuwachen und unseren Dritten – mit der Seele eines Poeten – Kirchenlieder singen zu hören oder Verse von Kinderliedern oder von Shakespeare (die Frucht der ehrgeizigen Home-Schooling-Bemü­hungen meiner Frau); meinen beiden Ältesten zuzuhören, wie sie Pläne schmieden bezüglich der 100 Morgen großen Farm, die sie einmal besitzen werden (meine Tochter wird, selbstverständlich, für die Katzen zuständig sein); wie unser Vierter in der Windelhose durch das Haus watschelt, vier „Nerv“-Pistolen in den Armen, dann wackelig stehenbleibt, zwei zwischen die Knie klemmt und die anderen zwei auf mich abschießt… Polsterschlachten mit den Kindern in der Früh, schallendes Gelächter…
Vor einem Monat haben meine Frau und ich ein Kind bekommen – Maximilian Joseph –, unser fünftes in 7,5 Jahren. In den Augen der Welt ist es jetzt offenkundig: Wir sind total verrückt. Vier, das mag noch eine Panne sein, aber fünf: Das schaut verdächtig nach gewollt aus. Meine Frau erntet laufend mitleidige Blicke und die unvermeidlichen unhöflichen Allgemeinplätze („Ihnen wird sicher nicht fad!“) an den Supermarkt-Kassen. Noch habe ich ihr nicht erlaubt, mit allen fünf gleichzeitig das Haus zu verlassen (um die empfindliche Psyche der Kassiererinnen nicht zu gefährden).
Allen Berechnungen zufolge müssten wir nervliche Wracks sein. Und manchmal sind wir es auch. Insbesondere, wenn es Zeit ist, sie ins Bett zu bringen…
Aber ich denke, dass ich auch im Namen meiner Frau sagen kann, dass wir im allgemeinen einfach so viel Spaß haben, dass wir gar nicht merken, wie müde und beansprucht wir sind.
Ich mag mich irren, aber manchmal hat es den Anschein, dass zu viel darüber geredet wird, wie schwierig es ist, Eltern zu sein – und zu wenig darüber, wie einfach, unglaublich, unbeschreiblich, wirklich geheimnisvoll abenteuerlich der Spaß an der ganzen Sache ist. Das geht so weit, dass die Erwartungshaltung: „Eltern zu sein, ist nur schwierig“, dazu führt, dass wir die unvermeidlich schwierigen Zeiten nur als solche sehen, statt ihnen Positives abzugewinnen, sie eben zu nehmen, wie sie sind…
Manchmal ist, Eltern zu sein, wirklich eine Plackerei, besonders wenn wir oder unsere Kinder physisch oder psychisch krank sind, wenn es Geld- oder Eheprobleme gibt, man einander psychisch wehtut oder wenn andere der unzähligen Probleme auftreten, die unseren defekten, sündigen Lebensweg in diesem Tal der Tränen heimsuchen.
Unter Berücksichtigung all dieser Vorbehalte sind da dennoch alle die Freuden der Elternschaft, die uns täglich voll Ehrfurcht sprachlos machen, wenn wir nur unsere Herzen und unsere Augen für sie offen halten.

Der Autor ist Redakteur von LifeSiteNews.com, sein Beitrag ein Auszug aus  What nobody told me about having (a lot of) kids  vom 25.8.16 .

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