VISION 20005/2004
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Reden wir über die Zärtlichkeit

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Zärtlichkeit hat mit zart zu tun. Wo in einer Beziehung die Zärtlichkeit fehlt bzw. unterentwickelt ist, reißt notwendig Grobheit und vielleicht sogar Brutalität ein. Christa Meves, eine angesehene Psychologin unserer Tage, beschreibt das, was wir Zärtlichkeit nennen, folgendermaßen: “Zärtlichkeit ist das scheue Abstandnehmen im Wissen um die Verletzlichkeit des anderen."

Wenn Jugendliche das Wort Zärtlichkeit hören, denken sie fürs erste nur an Kuß und Umarmung. Zärtlichkeit beginnt weit davor. Gemeint sind Zeichen und Gesten, die unmißverständlich ausdrücken, daß man den Partner mag, ihn gerne sieht, ihm zugeneigt ist: ein liebes Wort, ein überlegt ausgesuchtes Geschenk, ein vielsagender Blick.

In guten Freundschaften beobachten wir eine große Phantasie auf diesem weiten Feld der Zärtlichkeit ohne Berührung. Parallel dazu entwickelt sich die Zärtlichkeit mit Berührung: das sanfte Streichen über das Haar des anderen, der Kuß auf die Stirn, das Händehalten u.v.m.

Manche Eheleute leiden heute sehr darunter, daß es in ihrer Beziehung oft nur Sex gibt und die Zärtlichkeit fehlt. Zärtlichkeit, die in der Ehe wie das leise Rauschen des Windes durch das Laub eines Baumes ist, muß in der Freundschaft gelernt und in der Ehe bewahrt werden.

Sexualität ohne Zärtlichkeit tut weh, verschließt, trennt. Sie gleicht dem Sturm, welcher Bäume entlaubt und sogar Äste abreißt. Eine Frau sagte einmal: “Ich würde viel dafür geben, wenn mein Mann in der geschlechtlichen Begegnung zurückhaltender wäre und mir dafür manchmal ein kleines Zeichen der Anerkennung schenken würde."

Wo Partner mit Rücksicht und Gefühl zu einer zarten Beziehung gefunden haben, dort merken Außenstehende so etwas wie die lichte Atmosphäre von Wärme und Frieden. Es überkommt sie das Staunen, daß es in unserer Zeit, die in den mitmenschlichen Beziehungen viel zu viele harte Züge zeigt, ein so schönes Miteinander gibt. Sie denken sich: So sollte es bei allen Menschen sein, bzw. zu einer solchen Freundschaft oder Ehe möchte ich auch einmal finden.

Auszug aus: Der Weg der Freundschaft - Markierungen. Von Peter Ferner. Verlag Kirche, 60 Seiten mit 32 Farbbildern.

Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at

 

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