VISION 20005/2004
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Damit Gott in uns wohnen kann

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Was bewegt mich, wenn von Neuevangelisierung die Rede ist? Warum überhaupt Neuevangelisierung? Seit Jahren läßt mich ein Ausruf Jesu am Anfang Seines öffentlichen Wirkens nicht mehr los: “Kehrt um und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15)

Als ich einmal gewagt hatte, vor einer frommen Gruppe über dieses Wort des Herrn zu sprechen, habe ich heftige Entrüstung ausgelöst. Meine Zuhörer haben sich attackiert gefühlt, weil sie überzeugt waren, daß umzukehren nur die anderen nötig hätten - denn wir sind ohnehin auf dem richtigen Weg.

Genau das macht uns Christen abstoßend: unsere Überheblichkeit. Warum hat Jesus sich in der Reihe der Sünder angestellt, als Er sich von Johannes taufen lassen wollte? Er war solidarisch mit uns Sündern.

Ich kam zur Überzeugung, daß Bekehrung und Umkehr immer notwendig sind. Der Heilige Geist bezeugt es uns, wenn wir mit dem Herzen das Evangelium hören. Aber Er tut es mit unendlicher Milde, wenn Er uns zu verändern sucht.

Wenn ich mich also zum Evangelium bekehre, muß ich mich vom Wort erfassen lassen. Gott redet mich an. Ich muß Ihn hören, Sein Wort, das “voll Leben und Kraft ist" (Hebr 4,12). Und weil ich Ihn liebe, lese ich immer und immer wieder, was Er mir sagt. Er begegnet mir und zieht mich in Seine Nähe.

Gott begegnet uns ja im Wort leibhaftig, nicht nur im Sakrament. (Siehe dazu Hieronymus und die Väter!) Sein Wort senkt sich in das Erdreich der Seele und wächst und wächst.

Wohl ungezählte Male habe ich die Stelle bei Johannes gelesen: “Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten - und mein Vater wird ihn lieben und wir werden kommen und bei ihm wohnen." (Joh 14,20)

Er in uns - das suchen die Menschen; Seine Nähe, Seinen Frieden. Das verschenkt der Herr an unsere Mitmenschen. Er braucht uns als Mitwirkende, aber als Sünder und Schwache, nicht als Perfekte. Weh mir, wenn ich Ihn nicht einlasse, wenn ich Seinem Wort nicht Raum in mir einräume! Das führt letztlich zur Feindschaft gegen Jesus. (“Ich sage, was ich beim Vater gesehen habe, und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt" Joh 8,38)

Evangelisation geschieht in erster Linie dort, wo Gott in uns Wohnung findet und wir Sein Wort halten. “Das ist mein Gebot. Liebt einander, wie ich euch geliebt habe." (Joh 15,12) “Daran wird die Welt erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt." (Joh 14,35)

Maria Loley

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