VISION 20003/2010
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Die Kirche ist auf Felsen gebaut

Artikel drucken Der Papst ist Garant für die Unüberwindbarkeit der Kirche (Von Weihbischof Andreas Laun)

Wieder einmal ist es so weit: Die Kirche scheint zu wackeln, die Prognosen prophezeien ihr wenigstens Teil-Untergänge, die „Zeichen der Zeit“ sagen es, die Kirchenfeinde freuen sich: Dieses Mal, dieses Mal klappt es, schade, daß es Voltaire nicht mehr erleben kann: „Vernichtet die Verruchte!“
Mir fällt zu dieser Stimmung eine alte Geschichte ein, vielleicht war es auch die Vision eines Heiligen, wie auch immer: Hitler, Stalin und andere mächtige Kirchenhasser ziehen an einem überdimensionalen Strick, der um die Kuppel von St. Peter gewickelt ist. Man sieht, wie sie sich anstrengen, wie stark die Männer sind und wie die Kuppel erste Risse zeigt. Hinter den Männern taucht der Teufel auf, grinst höhnisch über die Kirchenhasser und verzweifelt über seinen eigenen, vorprogrammierten Mißerfolg: „Ihr Narren, seit 2000 Jahren versuche ich es schon, auf Golgotha, in Auschwitz und mit Hilfe aller Gulags der Geschichte, in Parlamenten und Verlagshäusern, auch im Vatikan! Ich habe Ströme von Blut fließen lassen, ja, und ich habe auch sonst viel erreicht, nur – die Kirche zerstören, das konnte ich nicht und kann es nicht! Aber ihr Idioten bildet euch ein, euch könnte es gelingen?!“ Die Geschichte endet mit dem Lachen des Teufels.
In der Hl. Schrift lacht der Teufel nie. Aber – es ist kaum zu glauben – Gott selbst lacht, und es gibt nur einen Grund für dieses Gotteslachen, nachzulesen in Psalm 2,1-5: „Warum toben die Völker, warum machen die Nationen vergebliche Pläne? Die Könige der Erde stehen auf, die Großen haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten. ,Laßt uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihre Stricke!’ Doch er, der im Himmel thront, lacht, der Herr verspottet sie.“ Tatsächlich, bei K. Marx und anderen Gotteshassern findet man die Umsturzpläne, die fast wörtlich dem Psalm entsprechen – aber Gott lacht über sie!
Jesus hat Seiner Kirche nicht nur einmal vorausgesagt, daß sie mit brutalen Verfolgungen rechnen muß (Mt 23,24), Er hat den Seinen gesagt, daß Er sie wie „Schafe unter die Wölfe“ schickt (Mt 10,16). Ja, aber wenn die Christen mit einem Ohr diese ernsten und sogar bedrückenden Worte hören, lauschen sie mit dem anderen dem „Lachen Got?tes“ und hören zugleich das Wort Jesu: „Die Pforten der Hölle werden meine Kirche nicht überwältigen“ (Mt 16,18)! Das Gleichnis Jesu vom Haus auf dem Felsen (Mt 7,26) beruhigt, Jesus selbst baut nicht auf Sand, seine Kirche steht auf dem Felsen!
„Petrus der Fels“! Vor kurzem fragte ich einen evangelischen Freund: „Wie legt Ihr evangelischen Christen eigentlich diese Stelle von der Kirche, die Jesus auf dem Felsen Petri erbaut hat, aus? Seine Antwort: „Das Wort hat nur für Petrus gegolten, nicht für die Zeit danach!“ Bei aller Liebe, aber diese Antwort gibt keinen Sinn: Ein Haus, eine Kirche nur für ein paar Jahre? Fundamente errichtet man für die Zeit, für Jahre und Jahrhunderte, nichts eignet sich dafür so gut wie Felsen. Oder wäre die Kirche nur zu Lebzeiten des Petrus „auf Fels“ gebaut – und dann vielleicht doch auf Sand, auf den nach dem Gleichnis Jesu nur „Unvernünftige“ bauen?
Und außerdem: Die Kirchengeschichte bestätigt die katholische Exegese. Wäre der Papst nicht geheimnisvoll doch „der Fels“, wäre das Papsttum längst eingestürzt! Es wäre der Erosion durch die vielen politischen und ideologischen Kräfte, die es vereinnahmen oder zu Fall bringen wollten, längst zum Opfer gefallen. Der Papst ist und bleibt ein einzigartiges Phänomen der Weltgeschichte, das mit nichts und niemandem sonst vergleichbar ist! Es ist wirklich unglaublich: Jesus beruft einen Mann, dessen Schwächen das Evangelium mehrfach schildert, und nennt ihn „Felsen“, auf den Er Seine Kirche bauen wird. Und dann ist dieser Mann und sind seine Nachfolger durch die Jahrhunderte hindurch tatsächlich „Felsen“, unzerstörbare noch dazu!
Die Qualifikation eines Papstes? Vom männlichen Geschlecht abgesehen eigentlich keine! Er kann einen hohen Intelligenzquotienten haben, muß es aber nicht. Wenn er über Fragen des Glaubens der Kirche nur plaudert, ist er fehlbarer Mensch, aber er kann auch als Papst reden, dann ist er unfehlbar. Dabei wird er mit anderen Christen reden und sich vor allem mit den Bischöfen beraten, aber er muß es nicht und er bedarf keiner wie immer gearteten Mehrheit. Den Christen muß man sagen: Wenn ihr auf den Papst nur hört, weil er ein Doktorat hat und geistreich ist, habt ihr den Glauben verloren! Jesus hat ihn uns gegeben, darum hören wir auf ihn, einfach, weil er der Papst ist, Punkt! Es gab starke und schwache, gescheite und unbegabte, fromme und sogar lasterhafte Päpste, aber – man glaubt es kaum – keiner hat je den Glauben verraten, keiner hat von einem seiner Vorgänger gesagt: „Was der gelehrt hat, war Unsinn!“
Dazu kommt noch etwas Eigenartiges: Wenn ein Papst stirbt und ein neuer gewählt wird, scheint die Welt für Tage katholisch geworden zu sein: Es ist, als würden die Menschen den Atem anhalten und nur noch warten, wer der nächste Papst sein wird, um dann zu rufen: „Wir sind Papst“! Warum eigentlich? Wer wartet „so“ auf den Vertreter irgendeiner Religion, vor allem dann, wenn es nicht einmal die Seine ist? Absurderweise warten sie auf einen, von dem sie gleich nach erfolgter Wahl wieder behaupten werden, er lehre unsinnige Dinge und sie glaubten ohnehin nicht an sein Amt!
Dabei wissen alle, daß er kein Jota dieser Lehre preisgeben wird, zumal er ständig betont, daß es ja gar nicht seine Lehre ist, sondern die eines Anderen, eines Höheren, ja die seines Meisters und Gottes! Aber wenn der Papst und die ganze katholische Kirche nur ein guter Märchen-Onkel ist, wozu dieser „viele Lärm um nichts“, warum wollen die Staatsoberhäupter der Welt gerne von ihm empfangen werden?
„Petrus der Fels!“ Wozu haben wir ihn, wozu brauchen wir ihn? Jesus hat dem Petrus „Schlüssel“ gegeben, er hat ihn beauftragt, Seine „Herde zu weiden“, die Menschen zu taufen, sie zu Seinen Jüngern zu machen und sie zu lehren! Das, was die Menschen wohl am meisten ärgert, ist die Lehre, das Lehramt des Petrus. Aber Gott kennt seine „Pappenheimer“, Er macht sich keine Illusionen über ihren Verstand und, schlimmer noch, über ihre Widerspenstigkeit, sich der Wahrheit unterzuordnen, wenn sie nicht ihren eigenen Wünschen entspricht! Darum hat Er Seinen „Felsen“ mit einem „Gottes-GPS-System“ ausgestattet, das, verlinkt mit dem Gewissen, dem Menschen auf seinem Weg durch den Irrgarten des Lebens zuruft, wo die „Ausfahrt“ jedes einzelnen ist, ob und wann er „umdrehen“ sollte, wo es gilt, rechts, links oder geradeaus zu fahren und welche Ausfahrt im Kreisverkehr die richtige ist! Die Kirche nennt dieses GPS Gottes das „Lehramt“, das zudem ausgestattet ist mit einem göttlichen „Google“, nämlich mit dem Katechismus der Kirche, mit Hilfe dessen jeder Mensch die Wahrheit über Gott und Seinen Bund mit den Menschen erfahren, in der Computersprache „abrufen“ und „speichern“ kann.
Übersteigt das nicht alles die Kraft eines Menschen, der doch täglich seine Begrenztheiten erlebt und vor dem Spiegel wohl lachen würde, wollte ihm jemand zurufen, er sehe jetzt einen „Felsen“! Das kann er doch nicht, sich zum „Felsen“ machen. Aber das ist das bleibende Wunder seit 2000 Jahren: „Ein Mensch wie wir, wie du und ich, vielleicht „gescheiter“ als wir es sind, aber nicht unbedingt, aber einer, der ein Licht, das von Gott kommt, in die Welt hinein abstrahlt, dem Mond vergleichbar, der Mond bleibt, auch wenn er Sonnenlicht weitergibt! Es ist die Erwählung, die aus ihm, dem schwachen, unscheinbaren Menschen, den unzerstörbaren, geheimnisvoll leuchtenden Fels gemacht hat, an dem alle Versuche, ihn zu zerstören oder zu verdunkeln, scheitern. Wie soll er auch in die Irre gehen, wenn ihm Jesus Seinen Beistand verheißen hat und jeden Tag, in jeder Hl. Messe, weltweit für ihn gebetet wird?
Wir Katholiken haben allen Grund, Gott für diesen Felsen zu danken. Wenn wir die Psalmen beten, sagen wir unzählige Male: „Du, Herr, bist mein Fels, mein Schutz, meine Sicherheit!“ Nun, der Papst ist nicht Gott, er ist nicht „die Kirche“ und hört nicht auf, ein begrenzter Mensch zu sein. Aber Christus hat ihn, ohne uns zu fragen, zum „Felsen“ gemacht, den Er benützt, um selbst der eigentliche Fels zu sein, auf dem und hinter dem wir Schutz finden! Wenn die evangelischen und andere Christen das nicht glauben, schade, aber im Grunde genommen müßten auch sie sagen, „eigentlich wäre es schön, wenn ihr Katholiken recht hättet, wenn es ihn wirklich gäbe, diesen Papst, den Gottesfelsen!“
Nochmals: Der Papst ein „Außerirdischer“? Nein, ein Mensch aus Fleisch und Blut, einer wie du und ich! Aber „Stellvertreter Christi“, und weil er das ist, kann er, ganz Mensch bleibend, etwas von der „Herrlichkeit des Herrn“ unter uns gegenwärtig setzen! Die Mächte des Bösen? Zum Lachen, Gott lacht über sie und wir mit Ihm! „Habemus papam, Gott sei Dank!“

 

 

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