VISION 20003/2010
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Eine Nonne schreibt Fernsehgeschichte

Artikel drucken Mutter Angelica

 

Eine Nonne schreibt FernsehgeschichteMan kann ruhig sagen, sie sei in einem Rotlichtbezirk, einem Slumviertel, zur Welt gekommen, damals 1923 in Canton, einer bescheidenen Stadt in Ohio. Sie, das ist Rita Antoinette Rizzo, heute weltweit bekannt als Mother Angelica, Begründerin von EWTN, dem Eternal World Television Network, dessen TV-Programme 2008 rund 148 Millionen Haushalte in 140 Ländern der Welt erreichten. Eine Nonne also als „Fernsehstar“ und dynamische Gründerin eines Medienimperiums. Ihre Biographie ist nun auch auf Deutsch erschienen, „Mutter Angelica – eine Nonne schreibt Fernsehgeschichte“, verfasst von einem ihrer engsten Mitarbeiter Raymond Arroyo.
Eine spannende, ja fast unglaubliche Geschichte, ein Zeugnis dafür, dass Gott auch in unseren Tagen Unvorstellbares zu wirken vermag – vorausgesetzt, es stellt sich jemand vorbehaltlos in Seinen Dienst.
Dabei deutete nichts darauf hin, dass die kleine Rita einmal „Karriere“ machen würde: in einem ärmlichen Milieu italienischer Einwanderer groß geworden, die Eltern geschieden, die Mutter verbittert, beruflich erfolglos, der Vater ohne Interesse an der Tochter, die Schulerfolge mäßig, das religiöse Leben oberflächlich, die Gesundheit angeschlagen. „Ich war mit meinem Überleben viel zu sehr beschäftigt, um mich um die Religion zu kümmern,“ sagt sie damals.
Die Wende in Ritas Leben bringt die Begegnung mit einer stigmatisierten Mystikerin, Rhoda Wise. Auf deren Anraten beten sie und ihre Mutter eine Novene um Heilung von Ritas Leiden und am 17. Jänner 1943 erlebt sie, wie dieses Wunder an ihr geschieht. Es ist der Beginn einer großen, lebenslangen Liebesbeziehung zu Jesus Christus.
Gegen den Willen der Mutter tritt sie in einen beschaulichen Orden, den der Klarissen, ein. Dort kämpfen dann sie und ihre Oberen mit ihren einigermaßen eigenwilligen Charaktereigenschaften, die ihr Schwierigkeiten beim Einfügen in eine strenge Ordnung, sie aber auch für Führungsaufgaben geeignet machen.
Daher wird sie schon relativ jung Äbtissin und mit der Gründung einer Zweigniederlassung des Ordens in Birgmingham/Alabama betraut. Sie soll im Dienst der Rassenintegration stehen. Erstaunt erlebt der Leser, welche Kreativität Mutter Angelika und ihre Schwestern an den Tag legen, um den Bau ihres Klosters zu finanzieren. Im Zuge dieser Initiativen, die immer einen missionarischen Aspekt haben, tritt das publizistische Talent der Äbtissin – in Wort und Schrift – immer deutlicher zutage. Es wird das Instrument sein, das der Herr für die Gründung des heute weltweit tätigen Fernsehimperiums nutzen wird.
Das Buch ist somit die spannend geschriebene Geschichte des Wirkens Gottes in unseren Tagen. Mutter Angelikas unbedingtes und unerschütterliches Vertrauen auf die Führung Got?tes war die Voraussetzung dafür. Ein Rechtsanwalt, mit dem sie zu Beginn des gänzlich unrealistisch scheinenden Abenteuers zusammenarbeitete, formulierte es so: „Das Großartige an Mutter Angelica war ihr absolutes Vertrauen, daß es funktionieren würde. Solange wir uns einsetzten, würde Gott schon für alles sorgen.“
Wer sich auf den Herrn einläßt, der erlebt Gottes Wunder, heute – das ist die Botschaft des Buches. Allerdings fordert es den totalen Einsatz. Und den ist Mutter Angelika bereit zu leisten, gerade auch durch viel Leiden (körperliches, aber auch durch Anfeindungen, Intrigen…), das sie – bis heute – tapfer trägt.
Besonders spannend ist die Geschichte ihrer Konfrontation mit dem liberalen Klerus (auch Bischöfen und Kardinälen) der USA, in der sie sich unerschütterlich auf die Seite des Lehramtes stellt und damit wesentlich zur Neuevangelisierung in ihrer Heimat beigetragen hat.
Ein sehr lesenswertes Buch also, das deutlich macht, welch enormen Einfluß Frauen auf die Geschichte der Kirche nehmen können – auch wenn sie nicht Priesterinnen sind.

Christof Gaspari
Mutter Angelika – Eine Nonne schreibt Fernsehgeschichte. Von Raymond Arroyo, Media Maria Verlag, 440 Seiten, 19,90 Euro.

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