Im Rahmen der Sexualaufklärung wird die Jugend seit Jahrzehnten beschworen, nur ja zu verhüten. Dabei seien alle Methoden recht – die Natürliche Empfängnisregelung (NER) wird allerdings meist verschwiegen. Dabei ist sie die einzige Weise, verantwortungsvoll mit der Sexualität umzugehen. Im Folgenden der Beitrag einer Expertin mit 40-jähriger Erfahrung auf diesem Gebiet.
Es war an einem Morgen im Juli 1968, als ein Anruf vom österreichischen Rundfunk an meinen Vater kam, er möge für die Mittagsnachrichten einen Kommentar zu der eben erschienen Enzyklika „Humanae vitae“ von Papst Paul VI. sprechen. Gespannt saßen wir zu Mittag am Radio – der Kommentar meines Vaters kam nicht; eine Nachfrage beim Rundfunk ergab, dass die Zeitspanne zu kurz gewesen wäre, und der Kommentar würde am Abend kommen. Er kam auch am Abend nicht, er wurde nie gesendet.
Für mich als Jugendliche ergab sich die Frage: Warum will „man“ einen positiven Kommentar zur Enzyklika nicht senden? Später dann im Theologiestudium musste ich erleben, dass Aussagen von Rom, vor allem die Sexualität des Menschen betreffend, ungelesen sofort abgelehnt wurden. Eine Diskussion unter Studenten war damals fast nicht möglich!
Das Schöne ist, dass die Jugend heute unvoreingenommen hören will: Was lehrt die Kirche? Warum bejaht die Kirche die NER? Ja, was ist überhaupt NER?
NER beruht auf der wissenschaftlichen Tatsache, dass im Zyklus der Frau fruchtbare und unfruchtbare Tage mit Zuverlässigkeit erkannt werden können. Wenn ein Ehepaar die Zeichen der Fruchtbarkeit erkennt und zu deuten versteht, kann es bewusst eine Schwangerschaft anstreben oder auch vermeiden. Das Zyklusgeschehen im Wechsel von fruchtbarer und unfruchtbarer Zeit ist in mir als Frau gegeben, ja hineingelegt worden vom Schöpfer. Und diese Tatsache führt uns zur Lebensaufgabe meines Vaters, zu seiner Überzeugung von Beginn seiner Ehe an, die da lautet:
„Wenn die kirchliche Lehre wahr ist, dann muss sie auch lebbar sein!“
Die tiefe Überzeugung, dass Glaube und Wissen keine Gegensätze sind, führte ihn mit Hilfe seiner Frau dazu, seit 1951 eine Vorgangsweise der NER zu entwickeln, die nichts mehr mit den veralteten Rechenregeln von „Knaus-Ogino“zu tun hat, sondern die als sympto-thermale Methode in die Lehrbücher der Gynäkologie aufgenommen wurde: eine Vorgangsweise, die höchste Zuverlässigkeit erlaubt.
Die Lehre der Kirche stand der so genannten „Zeitwahl“ immer bejahend gegenüber und zwar vom ersten Erkennen an, dass es im Zyklus der Frau fruchtbare und unfruchtbare Tage gibt. Die Lebensaufgabe meines Vaters war, einen Beitrag zu leisten, diese Lehre lebbar zu machen.
Papst Johannes Paul II. kannte das Buch meines Vaters schon aus seiner Zeit in Krakau und auch die Art und Weise seiner Natürlichen Empfängnisregelung, die mit der Lehre der Kirche vereinbar ist. So wurde mein Vater 1980 als Auditor zur Weltbischofssynode über Ehe und Familie berufen, wo er vor der versammelten Bischofssynode und unter Anwesenheit von Papst Johannes Paul II ein Referat hielt.
Wie bin nun aber ich zu dieser Arbeit der NER gekommen?
Durch Einladungen zu internationalen Kongressen erhielt mein Vater im Jahr 1974 von einer amerikanischen Stiftung den Auftrag, eine Studie über die Zuverlässigkeit der NER durchzuführen. Meine Aufgabe war es, mehr als 15.000 Zyklusaufzeichnungen nach verschiedenen Gesichtspunkten und Fragestellungen wissenschaftlich durchzuarbeiten, und dies wurde der Beginn für meine Tätigkeit, bei der ich immer mehr in die umfassende Arbeit hineinwachsen durfte.
Zu meinen Aufgaben seit 40 Jahren gehören persönliche Beratungsgespräche, die Korrespondenz mit sehr vielen Frauen und Ehepaaren, die Ausbildung von Lehrkräften für die NER, die Mitherausgabe von Büchern, das Halten von Vorträgen… Und so möchte ich Ihnen einige der Situationen nennen, die mir im Laufe dieser Arbeit begegnen:
Denken wir an die Situation, wenn eine Schwangerschaft aus lebenswichtigen Gründen nicht verantwortet werden kann; wie dankbar bin ich bei diesen Beratungen, wissen zu dürfen, dass es im Zyklusgeschehen der Frau eine sicher unfruchtbare Zeit gibt, die mit ganz exakten Auswertungsregeln bestimmt werden kann. Dementsprechend dürfen wir diese Ehepaare beraten. Von ihnen kommt dann die dankbare Aussage über „das Geschenk der sicher unfruchtbaren Zeit im Zyklus der Frau“ – kein Verhütungsmittel erreicht diese Zuverlässigkeit! Ich bin voll Dankbarkeit Gott gegenüber, der in Seiner Schöpfung auch diese Zeiten schenkt!
Immer mehr Anfragen erhalten wir zum Thema „Kinderwunsch“: Wir dürfen mit dem Weg der NER aufzeigen, wo im Zyklus der Frau die beste fruchtbare Zeit liegt.
Es kommt aber auch die Frage nach dem unerfüllten Kinderwunsch – klingt da in der Beratung nicht bereits die Frage auf: Was darf der Mensch tun? Welches Menschenbild haben wir vor Augen? Diese Beratungen gehören zu den sensibelsten überhaupt, und ich bin sehr dankbar, dass von Wien ausgehend sich eine Gebetsgruppe gerade zum Thema „Unerfüllter Kinderwunsch“ gebildet hat, die diese Ehepaare im Gebet begleiten möchte.
Oder es kommt die Frage: Ich habe einen unregelmäßigen Zyklus – kann ich da überhaupt NER leben? Wie soll dieser Weg da möglich sein? Wie leben wir NER in der Stillzeit, in den Wechseljahren, bei Schichtdienst...? Konkrete Anleitungen dienen als Begleitung für diese unterschiedlichen Situationen.
In unserem Beratungsdienst begegnet uns auch die Frage: Wie leben wir die Zeiten der Enthaltsamkeit? Manchmal können diese auch länger notwendig sein, denken wir z.B. an längere Krankheiten – wie leben wir als Ehepaar dann unsere Fruchtbarkeit, unsere Sexualität?
Wie wichtig ist es hier, dass bereits junge Menschen (Männer und Frauen) lernen, mit ihrer Sexualität verantwortungsbewusst und in Selbstbeherrschung umzugehen! Wie gut passt dazu ein Wort von Mutter Teresa, die in ihrer Nobelpreisrede 1979 das Leben mit der NER als „Selbstkontrolle aus Liebe“ bezeichnet hat: „It is nothing more than self-control out of love for each other.“
Eltern fragen wegen ihrer Töchter und Söhne an – das führt uns verstärkt zur Jugendarbeit und zu dem großen Themenbereich „Familie und Erziehung zur Liebe“! Wenn Eltern das Wissen der NER haben und NER leben, erwerben sie damit auch Fachkompetenz für die Sexualaufklärung Ihrer Kinder. Durch ihr Lebenszeugnis befähigen sie ihre Kinder, zu liebes- und beziehungsfähigen Menschen heranzureifen.
Durch viele Begegnungen mit Menschen in unterschiedlichen Situationen ist der Wunsch in mir sehr stark, dass das umfassende Wissen über die NER unvoreingenommen allen Menschen vermittelt werden kann, so dass sich die Aussage aus Humanae vitae Nr. 31 bewahrheitet: „Nur wenn der Mensch sich an die von Gott in seine Natur eingeschriebenen und darum weise und liebevoll zu achtenden Gesetze hält, kann er zum wahren, sehnlichst erstrebten Glück gelangen.“
Das Buch Natürliche Empfängnisregelung von Josef Rötzer liegt in der 45. Auflage vor. In dieser wurden Erfahrungen von Frauen und Ehepaaren mit der Methode eingearbeitet. Es bietet eine gute Einführung. Wichtig erweist sich aber auch die persönliche Begleitung und Beratung durch ausgebildete Mitarbeiter. Näheres siehe www.iner.org.