VISION 20004/2015
« zum Inhalt Schwerpunkt

Sie werden es nicht glauben: Ich bin glücklich!

Artikel drucken (Sabine Bidault-Chevallier)

Der kleine Ort Saint-Laurent-de-la-Salanque in der Nähe von Perpignan scheint in der Mittagssonne Siesta zu halten. Erblickt man Pierre Panis auf seinem Bett liegend, hat man den Eindruck: Auch er hält Mittagsschlaf. Man hört das Surren der Apparate, die seine Atmung unterstützen. Nur die Bewegung seiner Lider und seine leuchtenden braunen Augen lassen erkennen, dass Panis hellwach ist – und voller Tatendrang!
Damit kein Irrtum aufkommt: Auch wenn seine amyotrophe Lateralsklerose ihn daran hindert, auch nur den kleinen Finger zu bewegen, so ist er doch von früh bis spät aktiv. Auf seiner Homepage, die er „Göttliche Barmherzigkeit“ genannt hat, gibt er Zeugnis dafür, was ihn seine Krankheit gelehrt hat: „In welchem Zustand wir uns gegenwärtig auch befinden mögen – unser Leben hier weist auf ein anderes, ewiges hin… Selbst wenn unser Leben hier verpfuscht erscheint, sollten wir so klug sein, das ewige nicht zu verfehlen!“
(…) Pierre Panis bewegt sich nicht. Er kann nicht sprechen, was für ihn noch schlimmer ist als das Leiden, das ihm seine Unbeweglichkeit beschert. Aber kaum bin ich eingetreten, erscheinen blitzartig auf dem Computer- Bildschirm, der vor ihm angebracht ist, die Worte: „Guten Tag! Gute Reise? Dürfen wir Ihnen etwas zu essen anbieten?“
Es wirkt fast wie ein Zaubertrick! Der „Trick“ dabei: Eine kleine optische Zelle, die an einem der Brillengläser angebracht ist, registriert seine Augenbewegungen. Auf dem Bildschirm wirkt sich das wie ein Tastendruck mit der „Maus“ aus. Aus einer alphabetischen Liste von Satzteilen, Ausdrücken und Worten wählt er das aus, was er ausdrücken möchte, indem er es durch einen Blick „anklickt“. Nur die weniger gebräuchlichen Worte muss er Buchstabe für Buchstabe bilden.
Einfach unglaublich! Ich bin erst seit einer Viertelstunde da und habe den Eindruck, mit einem alten Bekannten zu plaudern. Er zeigt mir Gedichte, die er geschrieben hat, das Foto seines älteren Sohnes, der im letzten Sommer bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen ist. Mit Tränen in den Augen vertraut er mir an: „Wenn mein Leib auch weint, so aus unvermeidbarem Schmerz, aber das verringert in keiner Weise mein tiefes Vertrauen auf Gott – und daher auch nicht meine Glückseligkeit.
Er vertraut darauf, dass der Tod seines Sohnes, der sein Leben so ausgekostet hatte, dass er vor keiner Gefahr zurückschreckte, andere junge Leute darauf hinweist, dass das Leben vergänglich ist und die Begegnung mit Gott ewiges Glück schenkt.
„Ich selbst war auch ein wilder Hund und kannte keine Grenzen,“ erzählt Pierre Panis. Er war Wein- und Obstbauer, verheiratet, hatte zwei Kinder, als ihn 33-jährig die Krankheit überfiel. Jetzt 49-jährig, erzählt er: „Trotz des extremen Leidens in den ersten Jahren ist mein Vertrauen auf Gott erhalten geblieben. Der Abstieg in die Hölle dauerte so lange, als noch Muskeln erlahmten. Seit 12 Jahren bin ich im Endstadium – und Sie werden es nicht glauben: Ich bin glücklich. Glücklich, wieder auf den Wegen des Herrn zu gehen. Die Krankheit ist nämlich für mich so etwas wie eine erzwungene Heiligung…  Ich war verloren – und jetzt kann ich Seelen retten! Ich habe mit Jesus einen Pakt geschlossen: Ich bin mit allem einverstanden – und Er gibt mir die Kraft dazu.“

Auszug aus Famille Chrétienne v.9.2.02 – Pierre Panis ist im Mai 2007 gestorben.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11