VISION 20004/2015
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Er ist wahrhaft gegenwärtig

Artikel drucken Was eucharistische Wunder durch alle Jahrhunderte hindurch bezeugen (Noémie Bertin)

Die Rede vom „heiligen Brot“, der „geweihten Hostie“, die Verwischung des Unterschieds von Wortgottesdienst und Heiliger Messe: Ausdruck des schwindenden Bewusstseins davon, welch unfassbares Wunder in der Wandlung geschieht. Belegt wird es unter anderem durch 2000 Jahre eucharistischer Wunder.

In Tumaco bebt die Erde. An diesem 31. Jänner 1906 wird das kleine kolumbianische Fischerdorf von einem Erdbeben heimgesucht. Das Meer zieht sich zurück, die Vögel schweigen, ein Tsunami bereitet sich vor. P. Larrondo, der Ortspfarrer, stürzt in die Kirche, verschlingt alle Hostien aus dem Ziborium außer einer. Sie trägt er auf den Dorfplatz, wo sich die Leute zum Gebet versammelt haben.
Draußen am Meer baut sich eine Riesenwelle auf. Sie wächst und wächst. Gefolgt von den Dorfbewohnern, geht der Priester auf den Strand zu, die Hostie zum Himmel erhoben. Mit dem Allerheiligsten segnet er das Meer. Die Wasserwand erstarrt. Hier am Ufer macht die Fassungslosigkeit Lobgesängen Platz – während sich die Flutwelle über das Umland ergießt…
„Wer ist dieser, dass selbst der Wind und die Fluten ihm gehorchen?“, heißt es im Evangelium. Jesus Christus gegenwärtig im Altarsakrament. Der eucharistische Jesus, angebetet von Seinem treuen kolumbianischen Volk.
Im Verlauf der Jahrhunderte haben unzählige eucharistische Wunder den Glauben von Volk und Klerus gestützt. Da gibt es außergewöhnliche Ereignisse: Levitationen von Hostien, Erscheinungen von Jesus, Verwandlung von Wein und Brot in Fleisch und Blut… Viele dieser Wunder fanden im christlichen Europa statt. Hier wurde ein Großteil der 150 gut von den Ortsbischöfen dokumentierten Ereignisse festgehalten. Von diesen zeugen hier ein Tuch, dort eine Hostie, vor allem aber Berichte, von Zeugen diktiert und über die Generationen hinweg weitergereicht – kleine flackernde Lichter, die wie das rote Licht bei den Tabernakeln leuchten und vom Geheimnis der Realpräsenz sprechen.
(…) Einige Ereignisse aus jüngster Vergangenheit sollen den Ungläubigen unserer Tage Mut machen. So erschien etwa im April 2001 in Chirattakonam, in Indien, das Antlitz Christi über dem ausgesetzten Allerheiligsten. „Das Gesicht eines Mannes trat immer deutlicher hervor,“ hält P. Johnson Karoor, der Pfarrer des Ortes, in seinem Bericht fest. „Bei uns war es üblich, während der Anbetung stets eine Stelle aus der Heiligen Schrift vorzulesen. An diesem Tag war es das 20. Kapitel des Johannes-Evangeliums, die Stelle, in der berichtet wird, wie Jesus dem heiligen Thomas erscheint und ihn auffordert, Seine Wunden zu betrachten.“
Ein Wunder sticht besonders hervor und ist äußerst bekannt geworden: Lanciano. Dieses Heiligtum in der Bergregion der Abruzzen im Zentrum Italiens mit seiner fein ziselierten Monstranz aus Silber und seinem Kristall-Kelch zieht Pilger und Neugierige an. Dort werden die eucharistischen Gaben aufbewahrt, die um das Jahr 800 ein Mönch, der an der Realpräsenz Jesu zweifelte, sich in Fleisch und Blut verwandeln sah. „Hunderttausende Menschen aus Europa, Polen, Asien, aus dem Orient… kommen hierher,“ berichtet Don Antonio, der Rektor der Kirche. „Es ist das in weiten Kreisen bekannteste Wunder, weil es das älteste ist.“
Wissenschaftliche Untersuchungen in den Jahren 1970-71 haben mediale Aufmerksamkeit erregt. Ein gewisser Prof. Linoli hat Fragmente des Fleisches und des Blutgerinnsels entnommen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Sie stammen vom Gewebe eines Herzens, die Blutgruppe ist AB (so wie auf dem Turiner Grabtuch) und sie haben dieselben Merkmale wie jene, die von einem lebenden Menschen stammen. Eine im Jahr 1974 von der Weltgesundheitsorganisation durchgeführte Untersuchung kam zu denselben Ergebnissen.
„Oft kommen Priester mit Kindern, die restlos fasziniert sind, hierher,“ erzählt der Rektor. „Es ist die Betroffenheit vor dem lebenden Fleisch, das nicht stirbt. Das eigentliche Wunder sind aber die Menschen, die hier wieder zum Glauben finden oder deren Glauben hier gestärkt wird. Während der Führungen, sprechen wir über die Realpräsenz. Hier wird der Glaube an dieses Geheimnis gestärkt.“
(…) Die Eucharistie ist das Herz insbesondere des Priestertums. In ihre Verantwortung ist sie gegeben. „Wie viele in unseren christlichen Gemeinden empfangen die Eucharistie wie ein simples Stück Brot?“ P. Racine, der mit seiner Gemeinschaft gut 100 Orte der immer währenden Anbetung in Frankreich ins Leben gerufen hat, äußert sein Bedauern. „’Geheimnis des Glaubens’ sprechen wir nach der Wandlung. Es ist Aufgabe des Priesters, die Gläubigen zu einem echten Glaubensakt im Angesicht der Eucharistie zu führen.“ Kein Wunder also, dass die Hand Gottes den Priestern immer wieder zu Hilfe gekommen ist, um ihre Schwächen und Versuchungen zu heilen.
(…) Nicht wenige Priester haben diese Hilfe durch Gott erfahren dürfen. 1330 steckt ein Kaplan in Cascia, einer italienischen Stadt, eine gewandelte Hostie lässig in sein Brevier und geht, um sie einem Bauern zu bringen. Als er ankommt, stellt er fest, dass die Hostie mit frischem Blut befleckt ist. Diese Reliquie – ihre Verehrung wurde von den Päpsten gefördert – wird heute noch verehrt.
Ein Jahrhundert zuvor: In Bolsena, ebenfalls in Italien, hegt ein Priester Zweifel an der Realpräsenz. In der Hoffnung, von seinen Qualen befreit zu werden, hält P. Pedro de Praga vor der Kirche St. Christina an, um dort die Messe zu feiern. Im Augenblick der Wandlung verwandelt sich die Hostie in Fleisch, und Blutstropfen fallen auf das Korporale. Papst Urban IV. eilt herbei, fällt beim Anblick des Wunders auf die Knie und ordnet an, das Tuch zur Verehrung auszustellen. Dieses Korporale wird heute in der Kathedrale von Orvieto gezeigt..
Diesem Ereignis kommt insofern große Bedeutung zu: Es veranlasste den Pontifex dazu, 1264 das Fronleichnamsfest einzuführen. Schon 1208 hatte es Jesus von der hl. Juliana von Lüttich gefordert. „Um den Glauben der Völker zu wecken und für das Heil Meiner Erwählten, will Ich, dass ein eigenes Fest zu Ehren des Sakraments Meines Fleisches und Blutes eingeführt wird…“
1996 wird hinten in einer Kirche von Buenos Aires eine verschmutzte Hostie gefunden und in ein Glas Wasser gelegt. Sie verwandelt sich in blutiges Fleisch. Jorge Bergoglio, Weihbischof der argentinischen Hauptstadt, der spätere Papst Franziskus, ordnet wissenschaftliche Untersuchungen an. Sie ergeben: Wie in Lanciano handelt es sich um ein Fragment lebendigen Herzgewebes.
Heute ist eine Gruppe von Gläubigen beauftragt, dieses Wunder ohne Sensationsgier bekanntzumachen. „Seit 15 Jahren finden zweimal im Monat Treffen statt,“ erklärt man im Bistum. „Da stellen die Teilnehmer nach Belieben Fragen und ihr Gesprächspartner hält eine Katechese. Die Begegnung endet mit einer Anbetung.“

Auszug aus Famille Chrétienne v. 2.6.15

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