VISION 20005/2012
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Die Nachtanbetung hat mich verändert

Artikel drucken Neubeginn in der Gemeinschaft Cenacolo

Ich heiße Franco und bin vor 49 Jahren in Italien geboren. Meine Eltern sind praktizierende Katholiken, die mich von klein auf verwöhnt haben. Ich war sehr schüchtern und, um diese und andere Schwierigkeiten der Jugendzeit zu überwinden, habe ich angefangen, Alkohol zu trinken und leichte Drogen zu rauchen. Niemand setzte mir irgendwelche Grenzen oder sagte einmal „Nein”. Ich wuchs auf vor dem Fernsehen und glaubte, dass das Leben ein Film sei.
Mit 22 Jahren habe ich eine Discothek aufgemacht und heute kann ich sagen, dass ich vor dem Fernsehen und in den Diskotheken „dem Bösen“ begegnet bin! Ich habe alle möglichen Formen der Selbsttäuschung und Selbstbetäubung ausprobiert. 23 Jahre war ich drogenabhängig, die letzten sieben Jahre habe ich Heroin konsumiert, im letzten Jahr vor meinem Eintritt in die Gemeinschaft „Cenacolo“ überlebte ich zwei Suizidversuche.
Zu Beginn des Jahres 2000 habe ich schließlich meine Familie um Hilfe gebeten. Meine Schwester hatte die Gemeinschaft schon 10 Jahre zuvor kennengelernt und von da an dafür gebetet, dass ich dort eintreten möge. Jetzt schlug sie mir dies vor. Es kamen die Vorgespräche, die Arbeitstage und im Februar 2000 trat ich ein.
Ich bekam einen „Schutzengel“ aus Österreich, Georg (siehe Portrait 4/11), der genau das Gegenteil von mir war, nämlich präzise, ordentlich und den Regeln der Gemeinschaft gehorsam … Welch eine Mühe war das! Eines Tages, nach ungefähr zwei Monaten, konnte ich nicht mehr: Ich machte die Pizzas und servierte ihm eine Pizza – zum Quadrat! Es war eine harte Zeit, aber schließlich fanden wir etwas, das uns wirklich verband: das Gebet. So haben wir eine wahre Freundschaft aufbauen können, die bis heute besteht. Danke, Georg, für deine Geduld und Dank an Gott, dass wir uns begegnet sind.
Auf meinem Weg in der Gemeinschaft hatte ich viele Hindernisse zu überwinden. Mein Charakter und mein Stolz haben mich oft gehindert weiterzugehen, manchmal brachten sie mich sogar dazu, einen Schritt zurück zu tun. Entscheidend war für mich das Treffen mit Mutter Elvira. Sie empfahl mir die nächtliche Anbetung. Dort habe ich wirklich begonnen, mich zu ändern. Ich erkannte meine ganze Armut. Auf den Knien vor dem Herrn erhielt ich die Kraft, dem Leben entgegenzutreten.
Heute lebe ich mit 40 Burschen im Cenacolo-Haus von Lourdes, wo ich Bernadette kennengelernt habe, die seit acht Jahren meine Frau ist. Sie ist ein Geschenk Marias und jeden Tag sehe ich in ihr das Lächeln Got­tes! Wir leben unsere Fruchtbarkeit als Familie, indem wir uns um die Vorgespräche mit den Jungen kümmern, die eintreten wollen. Wir begleiten sie, vertrauen sie einem „Schutzengel“ an, bauen Freundschaft zu ihnen auf, indem wir mit ihnen arbeiten, leiden und wachsen. Es gibt keine Beschäftigung, die uns mehr Freude machen könnte. Es erfüllt mein Leben, wenn ich sehe, dass ein Bursch wieder den Kopf erhebt und zu lächeln beginnt, wenn er selbst zum „Schutzengel“ wird und sich verändert, indem er wahre Freundschaften für das Leben schließt.
Es ist schön, sich nützlich zu fühlen für andere, jeden Tag Eucharistie feiern und die Vorsehung Gottes mit anderen teilen zu können. So lebe ich heute ein gu­tes Leben. Durch das Sakrament der Ehe ist es noch schöner und reicher geworden. Jesus ist immer bei uns in all unserer Armut und in all unseren Schwierigkeiten. Manchmal fühle ich mich wie ein Esel, aber am Ende bin ich froh darüber, andere Personen auf meinem Buckel zu Jesus tragen zu können.
Franco  
Kontakt in Österreich: 02626 5963, gemeinschaft@cenacolo.at, www.cenacolo.at

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