VISION 20006/2020
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Im Banne des Götzen Gesundheit

Artikel drucken 2020 hätte eine Sternstunde der Kirche sein können (Christof Gaspari)

Zum zweiten Mal im heurigen Jahr lebt Österreich im Ausnahmezustand: Lockdown heißt das neue Wort für Maßnahmen, die das Leben der Bürger massiv einschränken. Ein bisher unbekannter und undenkbarer Zustand, über dessen Bedeutung es sich lohnt, grundsätzliche Gedanken anzustellen.

Zu Beginn zwei Beispiele aus unserem persönlichen Umfeld, wie sich die verordneten Schutzmaßnahmen im Alltag auswirken können: Ein junges Paar erwartet das ers­te Kind in den nächsten Tagen. Die hochschwangere Frau ist positiv getestet, kein Fieber, keine Symptome außer einem beeinträchtigten Geruchssinn. Die behandelnde Ärztin weigert sich, die Patientin zu untersuchen, solange sie keinen negativen Test beibringt. Das Privatspital, in dem die Geburt stattfinden soll, nimmt positiv getestete Patienten nicht auf. Man male sich die Gemütsverfassung der Frau, die, wie gesagt, ihr erstes Kind erwartet, aus.
Zweiter Fall: Die Tochter einer Freundin, eine etwa 40jährige Frau, kommt mit starken Unterleibschmerzen ins Krankenhaus. Wird auf der Internen untersucht. Wahrscheinlich Blinddarm. Die herbeigerufene Chirurgin erklärt: „Die Patientin ist nicht Covid-getestet, ich schau sie nicht an.“ Die Frau bleibt auf der Internen trotz unerträglicher Schmerzen. Erst 24 Stunden  später  – knapp vor dem Blinddarmdurchbruch! – wird sie endlich operiert.
Fazit: Wir erleben eine Zeit, in der Angst vor Covid bedrohliche Ausmaße annimmt. Außerdem werden die Menschenrechte in einer ungekannten Art beiseite geschoben werden: das Recht auf Freiheit, sich zu bewegen, zu versammeln, zu arbeiten und Erwerb zu betreiben, die Religion auszuüben… Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, im demokratisch regierten Europa könnte innerhalb kurzer Zeit eine solche Situation eintreten, ich hätte ihn – für einen „Verschwörungstheoretiker“ gehalten.
Nun, mittlerweile sind jene zu Verschwörungstheoretikern geworden, die diesen außergewöhnlichen Zustand kritisieren und fragen, ob die Bedrohung durch die Pandemie all das rechtfertigt. Daher eine Vorbemerkung: Ich weiß, dass Corona-Erkrankung schlimme, ja tödliche Folgen haben kann. Mein früherer Chef, Hannes Schopf, ist 73-jährig nach einem Skiaufenthalt in Ischgl an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben.
Dennoch die Frage: Wütet der Coronavirus so massiv unter uns, dass wir alles andere dem Kampf gegen das Übel unterordnen müssten?
Mag sein, dass im März die Gefahr nicht gut abschätzbar war – mittlerweile aber ist klar: Covid-19 ist zwar ein Bedrohung, aber keine übermäßige. Von den bisher in Österreich positiv Getesteten sind nur 0,9% gestorben. Bedenkt man, dass viele Betroffene gar keine Symptome haben und daher nicht getestet werden, ist die Sterblichkeit noch geringer.
Sie betrifft darüber hinaus überwiegend alte Menschen (89% der Covid-Toten sind über 75, 46%, also fast jeder zweite über 84 Jahren), meist mit Vorerkrankungen, die eigentlich ausschlaggebend für den Tod sind. Weil aber jeder positiv Getestete als Corona-Toter gilt, erhöht dies deren Zahl.  Dennoch sind nur 2,5% der Todesfälle in Österreich Covid zuzurechnen.
Betrachtet man die Gesamtzahl der Todesfälle in Österreich im Jahr 2020, wird deutlich: Bis zur 44. Woche gab es keine Übersterblichkeit im Vergleich zu den letzten fünf Jahren. Die höchsten Sterberaten wurden zu Jahresbeginn – also vor der Covid-Zeit – registriert (Quelle: Euromomo).
Fazit: Die Bedrohung durch Covid ist überschaubar, das belegen die Fakten. Die Maßnahmen zu unserem „Schutz“ sind komplett überzogen.
Ja, aber die Spitäler – überfordert, bald kein Platz für weitere Patienten! Regierung und Medien werden nicht müde, bevorstehende Katastrophen an die Wand zu malen. Wer die Berichte sieht, den packt der Schrecken: Was, wenn es mich trifft?!
Allerdings: Solche Meldungen begleiten uns seit Jahren. Eine Auswahl: „Grippe Gau in Kliniken“ (Bild, 2018), „So überfüllt sind Wiens Krankenhäuser!“: Patienten müssten am Gang liegen (Krone, 2017), „Am Rande der Erschöpfung“ (FAZ, 2015), „Wiens Spitäler kämpfen mit Überlastung“ (Standard, 2012). Saisonale Überforderung gehört zum Geschäft der Spitäler seit Jahren. Erst heuer wird das zur nationalen Katastrophe hochstilisiert und Grundrechte, Säulen der Demokratie,  ausgehebelt.
Am bedenklichsten dabei ist der Umstand, dass alle entscheidenden Akteure diese Maßnahmen mittragen: die Wirtschaftsverbände, deren Mitglieder zahlreich in den wirtschaftlichen Ruin schlittern werden; die Arbeitnehmervertreter, die das Anwachsen der Arbeitslosigkeit und der Kurzarbeit kritiklos zur Kenntnis nehmen, die Ärztekammer, obwohl viele Ärzte es anders sehen (siehe S. 27) – und vor allem die Mehrzahl der Medien, die sich gern als Wächter der Demokratie gebärden und sonst Regierungsaktionen ge­nüsslich kritisieren.
Sie haben sich zu Sprachrohren der Regierung gewandelt. Bei Pressekonferenzen keine wirklich kritische Anfrage: Kein Wort darüber, dass die täglich gemeldeten Infektionen auf PCR-Tests beruhen, die für die Infektionsfeststellung ungeeignet sind und die Horrorszenarien somit auf fragwürdigen Daten beruhen; keine Anfrage, warum keine Kampagne zur Stärkung des menschlichen Immunsys­tems anläuft; keine Kritik, dass die Regierung es unterlässt, die Nebenwirkungen ihrer Maßnahmen und deren Kosten abzuschätzen: psychische Erkrankungen, Firmenpleiten, zusammengebrochener Fremdenverkehr, Selbstmorde, Ansteigen häuslicher Gewalt, unterlassene medizinische Behandlung anderer Erkrankungen…
Was ist in diesem Jahr 2020 geschehen? Mir scheint, dass die Welt dem bisher dominanten Götzen Wachstum bzw. materieller Wohlstand – sein Stern begann durch Umweltprobleme, Wirtschaftskrisen, Sättigung mit Gütern zu sinken – den Götzen Gesundheit beigesellt hat. Er ist dabei, die Herrschaft anzutreten, ist mächtiger. Er verfügt über eine treffsichere Waffe: die Angst vor dem Tod. Sie macht uns gefügig, lässt uns auf unsere Grundrechte verzichten, vor allem auf die Freiheit. Man gaukelt uns vor, Wissenschaft und Technik würden uns retten: der neue Impfstoff wird zum Heilsbringer. Er wird alles wieder ins Lot bringen. Welch ein Irrtum!
Wir werden weiter mit Viren leben, und wir werden weiter dem Tod ins Auge schauen müssen. Das ist nun einmal menschliche Bestimmung. Jetzt wäre die Zeit, das zu verkünden und auf die Sorgen und Fragen der Menschen einzugehen. Gerade für diese Situation haben wir Christen die rettende Antwort: Wir kennen den, der den Tod besiegt hat. Er kann uns daher die Angst vor dem Tod nehmen: Jesus Christus. „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben,“ lesen wir bei Johannes (3,36). 2020, eigentlich eine Sternstunde für die Kirche!
Was aber geschieht? Statt diesen „Kairos“ zu nützen, lassen sich unsere Hirten von den Ängs­ten der Welt anstecken, erlassen detaillierte Hygienevorschriften, sperren die Gläubigen vom Empfang der Sakramente aus, schwächen sie somit, statt sie für die Mission zu mobilisieren, unfassbar! Abgesehen davon, dass sie damit wahrscheinlich gegen das Kirchenrecht verstoßen, begeben sie sich ohne äußeren Zwang in eine Lage, die vor der Welt als Bankrotterklärung erscheinen muss. Sie reihen sich ein in die Liste der nicht lebensnotwendigen Dienstleistungen wie Friseure, Baumärkte, Modeshops – hinter Billa, Trafiken und Postdienststellen.
Liebe Freunde, nützen wir die Bedrängnis dieser Zeit, um unseren eigenen Glauben zu stärken und unsere Hoffnung auf das Wirken des Herrn in unserem Leben zu erneuern. Dann wird Er uns auf Wege führen, die Auswege aus unserer derzeitigen Misere darstellen: überraschende Auswege. Trauen wir Ihm zu, dass Er uns zu Hoffnungsträgern für unser verzagtes, ängstliches Volk macht. Und beten wir für unsere Hirten, dass sie Mut fassen und das ihnen übertragene Charisma neu beleben.

Soweit nicht anders angegeben, sind die Zahlen dem Standard vom 14.11.20 entnommen.

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