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Otto von Habsburg

Artikel drucken Die Biographie zum 90. Geburtstag

Tu felix Austria! - Dieser Ausruf ist wohl manchem (auch dem Rezensenten) im rot-grünem “Reich" (wie die Bundesrepublik bei manchen Altösterreichern mit leichtem Sarkasmus genannt wird) am Abend des Christkönigssonntags 2002 mit dem fulminantem Wahlergebnis Wolfgang Schüssels über die Lippen gegangen.

Aber schon wenige Tage zuvor gab es ein nicht minder glanzvolles Ereignis im Wiener Stephansdom und der Hofburg zu feiern: den 90. Geburtstag des Kaisersohns und langjährigen Abgeordneten des Straßburger Europaparlamentes Otto von Habsburg. Zu diesem Anlaß erschien die erste autorisierte Biographie aus der Feder von Habsburgs Mitarbeitern und Pressesprechern Stephan Baier und Eva Demmerle, die seine Aktivitäten seit mehr als zwei Jahrzehnten begleiten.

William S. Schlamm, der legendäre jüdische Kolumnist, der zusammen mit Habsburg in den siebziger Jahren die “Zeitbühne" herausgab, schrieb ihm in einem offenen Brief zum 65. Geburtstag: “Wären Sie das geworden, wozu Sie bestimmt waren, dann hätte das Abendland den bedeutendsten Kaiser seit Karl dem Großen erlebt. Weil aber 1918 das Abendland aus den Fugen geriet, hat heute Europa in Ihnen den einzigen privaten Staatsmann, dem es vertrauen kann."

Bei aller Nostalgie, die sich mit dem Namen Habsburg verbindet, ist dieses überschwengliche Urteil berechtigt, wenn man die Lebensleistung Otto von Habsburgs im Exil vom Widerstand “gegen die braune Flut" mit unzähligen Hilfen für jüdische Flüchtlinge, bis zum Einsatz gegen den Weltkommunismus und für ein freies und rechtstaatliches Europa als bayerischer CSU-Abgeordneter im Europaparlament berücksichtigt und zu würdigen versucht.

Anfeindungen, zumal aus seiner Heimat Österreich, die ihm lange die Einreise verweigerte, blieben nicht aus. Habsburg konnte auch selbst gründlich Kritik austeilen - etwa an Willy Brandts Ostpolitik mit der Ignorierung der berechtigten Forderungen der Heimatvertriebenen oder an “gewendeten" sowjetischen Politikern wie Michael Gorbatschow, Eduard Schewardnadse und zuletzt Wladimir Putin, deren gewaltsame und totalitäre Politik er gegen jede “political correctness" anprangert.

Der ihm öfter vorgehaltene Zeitbühne-Artikel “Zeitgerechte Abwehr" aus dem Jahr 1978 zur Atombombendrohung durch Terroristen hat inzwischen eine erschreckende Aktualität gewonnen.

Der Name dieses unermüdlichen Parlamentariers (von 1978 bis 1999) mit vier Pässen (deutsch, österreichisch, ungarisch, kroatisch - natürlich beherrscht er diese Sprachen auch perfekt) ist schon für sich ein Mythos, aber einer mit Substanz, mit Fleisch und Blut. Dies kann in der vorliegenden liebevollen und historisch ergiebigen Biographie, in der auch viele anekdotische, aber bezeichnende Einzelheiten enthalten sind, nachstudiert werden.

Vor allem jüngeren an Politik und Geschichte interessierten Leserinnen und Lesern, denen an einer durch christliche Werte inspirierten Politik gelegen ist (Habsburg selbst ist außer von seinen tieffrommen Eltern geistlich vor allem von den Päpsten, dem Opus Dei und den Legionären Christi geprägt) ist das Buch sehr zu empfehlen.

Stefan Hartmann

Otto von Habsburg. Die Biographie. Von Stephan Baier, Eva Demmerle, Amalthea Verlag, 576 Seiten, 34,90 Euro.

Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at

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